Geschichte der Kirche Jößnitz

Neubau der Kirche

Foto: Altar

1755 sollte eine neue Kirche errichtet werden. Dazu ließ die adlige Rittergutsherrschaft eine Menge Baumaterial in die Nähe des Schlosses bringen. Die Bauern wollten jedoch den alten Standort behalten. Eines Nachts luden die Dorfbewohner die Steine und Balken auf ihre Karren und brachten diese zum heutigen Standort des Gotteshauses. Nach dieser eindeutigen Willensbekundung hatte auch der Schlossherr keinen Einwand mehr.

Die neue Kirche erhielt eine drei Seiten umlaufende Empore auf sechs Säulen gestützt und einen Kanzelaltar, der von den vier Evangelisten und Christus als Weltenherrscher geschmückt wird. In einer Gruft hinter dem Altar sind die ehemaligen Schlossherren mit ihren Frauen bis 1811 beigesetzt worden. Aus dem Vorgängerbau fanden der Taufstein, das Lesepult, ein Gemälde - vermutlich das alte Altarbild - sowie fünf spätgotische Heiligenfiguren im Kirchenschiff ihren Platz. Die Schlossherren wohnten mit ihren Angehörigen dem Gottesdienst in der Rittergutsloge bei. Die Orgel ist ein Werk des Orgelbaumeisters Carl Eduard Schubert aus dem Jahre 1874. Das Gehäuse ist im romanischen Stil gebaut und teilweise vergoldet. Der Huf- und Waffenschmied Meister Johann Christian Maul aus Steinsdorf schuf 1794 eine neue Turmuhr, die 1912 durch die heutige Turmuhr von der "Turmuhrenfabrik Max Hahn Zwickau Sachsen" ersetzt wurde. Seit 1538 rufen in Jößnitz zwei Glocken zum Gottesdienst. Ein 1891 angeschafftes neues kräftigeres Bronzegeläut erklang nicht lange. Schon im Sommer 1917, im vierten Jahr des 1. Weltkrieges, wurden die beiden großen Bronzeglocken für Heeresbedarfszwecke zerschlagen. Ein Stück davon hatte die ältere Tochter des damaligen Pfarrer Richard Scherzer, Dorothea Scherzer, an sich genommen. Es kann heute in der Rittergutsloge besichtigt werden. 1921 wurde für die Jößnitzer Kirche ein neues Geläut aus Gussstahl angeschafft. Auch diese Glocken wurden im 2. Weltkrieg beschlagnahmt, blieben der Gemeinde aber erhalten.

Bestandteile aus dem Vorgängerbau

Taufstein

Foto: Taufstein

Der Taufstein stammt aus dem Jahre 1598. Ihn schmücken acht Bildtafeln an den Seitenflächen. Auf ihnen werden biblische Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament dargestellt, die mit der Taufe in Zusammenhang stehen. Der Name "Benedict Richter, Maler 1598" ist im unteren Teil eines der 8 Bilder zu erkennen. Ebenso in der Mitte des gleichen Bildes der Schriftzug "M. Marcus Wenigel die Zeit Pfarherr". Demnach kann angenommen werden, dass der damalige Pfarrer der Stifter des Taufsteins war.

Der Maler Benedict Richter stammte aus Wittenberg und lebte nach seiner Hochzeit in Plauen. Er starb 1605 als unbekannter Künstler. Außer einer Stadtansicht von Plauen (zu sehen in der Plauener Johanniskirche) sind von ihm keine weiteren /bilder erhalten geblieben.

Lesepult

Foto: Lesepult

Das Lesepult wurde im Jahre 1688 vom damaligen Schlossherrn Watzdorff gestiftet. Er ließ es in Anlehnung an die Holzelemente des Taufsteins gestalten.

Gemälde

Foto: Gemälde

Auf dem Kirchenboden entdeckte der damalige Pfarrer Fiedler 1837 ein altes Gemälde. Es stellt den Kampf des Ritters Georg mit dem Lindwurm dar. Da es von Staub und Schmutz überzogen war, hatte es unbemerkt in einem Winkel gelegen. Der Altertumsverein in Dresden sah es als einen "trefflichen Lukas Cranach" an und finanzierte 1840 die Wiederherstellung. Es ist aber wohl mehr seinen Schülern zuzuschreiben. Die Stifterfamilie mit dem Wappen in der unteren Bildhälfte lässt auch keine Rückschlüsse auf die Herkunft des Bildes zu. Möglicherweise hat es vor der Renovation vor 1755 als Altarbild gedient. Es hat aber nichts mit der alten Liekapelle zu tun, die auf einem Hügel zwischen Jößnitz und Syrau stand, denn diese lag bereits zu Cranachs Zeiten in Ruinen.

Spätgotische Heiligenfiguren

Foto: Heiligenfigur 1
Foto: Heiligenfigur 2
Foto: Heiligenfigur 3
Foto: Heiligenfigur 4
Foto: Heiligenfigur 5

Auch die fünf spätgotischen Heiligenfiguren aus dem Jahre 1495 lagen lange Zeit auf dem Kirchenboden und sind erst in den letzen Jahren restauriert worden. Es sind zwei Mariengestalten, ein Christus Salvator, eine Anna Selbdritt und der Apostel Johannes. Zwei dieser Figuren könnten zusammen mit dem Bild des heiligen Georg zu einem vorreformatorischen Votiv-Altar gehört haben.

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